Bisher habe ich alle Gemüse problemlos frei ins Rahmenbeet oder Hochbeet gepflanzt. Im Frühjahr waren dann aber erstmals alle vorgezogenen, kleinen Kohlrabipflanzen abgefressen. Eigentlich sollte das nicht überraschen. Denn durch die Veränderungen im Garten hin zu mehr Insektenfreundlichkeit habe ich natürlich auch vermehrt Kohlweißlinge beobachten können. Also musste ein Insektenschutznetz her. Das Netz selbst war schnell beschafft und nun sollte ein Gestell über den Beeten aufgebaut werden. Daraus ist dann unerwartet eine kleine Versuchsreihe entstanden, deren Ergebnisse ich hier gerne weitergeben möchte.
Im Versandhandel hatte ich ein Produkt entdeckt, das einfach und stabil aussah. Es bestand aus kohlefaserverstärkten, knapp 40 cm langen Stangen, Verbindungshülsen für die einzelnen Stangenelemente, Bodenankern und Klammer zur Befestigung des Netzes. Da ich mich früher mal mit Lenkdrachen beschäftigt habe, wusste ich das das Material sehr stabil ist. Um mein Palettenbeet mit 80 cm Breite zu überspannen, waren 5 Stangenelemente nötig, die mit den passenden Hülsen zusammengesteckt wurden. Trotz einiger Spannung ließ sich die Konstruktion dann über dem Beet anbringen. Die Stäbe wurden beidseits ca. 10 cm in die Erde gesteckt und das Ganze machte einen stabilen Eindruck. Ziemlich ärgerlich war dann aber, dass für die vorhandenen Stäbe nicht genügend Verbindungshülsen in der Packung waren. Immerhin mit drei zusammengesteckten Bögen lies sich das Netz gut über dem Beet platzieren.
Am nächsten Morgen waren von sechs Bögen vier zerbrochen. Die Stäbe sind zwar im geraden Zustand sehr stabil aber nicht flexibel genug. Offensichtlich war die Spannung durch das Biegung der Stäbe zu groß. Die Brüche traten alle am Übergang vom Stab zur Verbindungshülse auf. Das ganze System ist also völlig unbrauchbar. Offensichtlich wurde es nie im Einsatz getestet.
Im Netz habe ich gelesen, dass man Bambusstöcke so biegen kann, das sie zur Stützung eines Netzes geeignet sind. Im Grunde gibt es zwei Verfahren zur Verformung von Bambus: Durch Hitze oder durch Feuchtigkeit. Das Erwärmen der Bambusstange z.B. mit einem Bunsenbrenner erschien mir zu kompliziert. Deshalb habe ich eine noch vorhandene Stange über Nacht in Wasser eingelegt. Beim Biegeversuch spaltete sich der Stab und war unbrauchbar. An der Stelle fiel mir wieder ein, was ich aus meinen Drachenbauzeiten eigentlich hätte wissen müssen. In Japan werden Drachen sehr kunstvoll aus Bambus und bemaltem Papier hergestellt. Dazu wird sorgfältig bearbeiteter, gespaltener Bambus verwendet wird, der sich dann auch gut biegen lässt.
Das war mir viel zu aufwändig. Nach erneute Recherche gab es jetzt noch zwei Alternativen: Elektroinstallationsrohre aus PVC oder glasfaserverstärkte Stäbe. Preislich ergibt sich zwischen beiden Materialien kein wesentlicher Unterschied. Die Elektoinstallationsrohre lassen sich gut biegen (im Baumarkt im Vorübergehen mal vorsichtig ausprobiert), benötigen aber eine zusätzliche Befestigung z.B. durch Metallstangen, die man als Anker in die Erde steckt. In einem Versandhandel für Sportdrachen habe ich mir dann die GFK-Stäbe mit einer Länge von 2 m und einem Durchmesser von 5 mm bestellt.
Die neuen Stäbe sind wesentlich flexibler und lassen sich gut biegen. Die Länge ist ausreichend, um sie an beiden Enden in die Erde zu stecken. Das ergibt dann noch eine lichte Höhe von 65 cm und ist ausreichend stabil. Das Netz habe ich mit den Klammern aus dem ersten Versuch fixiert, wobei kleine Wäscheklammern den gleichen zweck erfüllen können. Sowohl bei Kohlefaser- als auch Glasfaserstäben ist bei Brüchen Vorsicht angesagt. Es können sehr spitze Fasersplitter entstehen, die in der Haut nicht so leicht zu entfernen sind. Handschuhe sind also angesagt.
Zwischen Beetrand und Stangen lässt sich eine auf Beetlänge zugeschnittene Bambusstange einklemmen, die das Netz am Boden fest hält, so dass hier keine zusätzliche Befestigung nötig ist. Insgesamt bin ich nun mit dem gefundenen System sehr zufrieden. Meine Gemüse wachsen ohne gröbere Fraßspuren. Nur die Erdflöhe tummeln sich noch in einem Beet. In einem zweiten Beet steht eine Reihe Zwiebeln Freddy Winterhecke. Das mögen die Erdflöhe wohl gar nicht. Deshalb habe ich Freddy im ersten Beet noch mal nachgesät. Die Sorte ist winterfest und kann wie Schnittlauch verwendet werden. Empfehlenswert! Neben den Rahmenbeeten werde ich die Netze bald auch an den Hochbeeten anbringen. Denn dort startet jetzt die Kultur der Herbst- und Wintergemüse.
Wie so oft wird man erst durch eigene Erfahrungen schlauer. Und vielleicht sollte ich demnächst im Keller mal wieder nach meinen alten Lenkdrachen schauen. Im Herbst steht nämlich eine Reise an die Nordseeküste an. Genügend Wind gibt es an der See immer!
2 Kommentare
Hallo Herbert,
wie ärgerlich, dass da ein Produkt angeboten wird, das so wenig praxistauglich ist, dass es am nächsten Morgen schon entsorgt werden kann!
Die Netze über den Beeten sind nicht nur praktisch, ich finde, sie sind auch optisch eine ansprechende Lösung.
Viele Grüße und viel Spaß mit dem Drachen am Meer
Susanna
Herzlichen Dank, vielleicht werde ich im Herbst dann berichten.
Herbert