In jedem Frühjahr geht es wieder in den Gartenmarkt, um Pflanzerde, Anzuchterde und Dünger zu kaufen. Das nervt und ist auch nicht sehr nachhaltig. Deshalb wird seit einiger Zeit in unserem Garten alles, was dort anfällt, kompostiert. Dazu gehören Pflanzenreste, organische Küchenabfälle, gehäckselter Strauchschnitt und Rasenschnitt . Auch das Material, das beim Vertikutieren des Rasens anfällt, kommt inzwischen auf den Kompost. Ziel ist es, die benötigten Materialien soweit wie möglich im Garten selbst zu produzieren und Eintrag von außen zu minimieren. Das ist naturnäher, spart Geld und vermeidet den Anfall von Plastikverpackungsmaterialien.
Kompostieren in der Theorie
Wenn man einen Kompost mit allen Materialien gut gemischt aufsetzt und auch alle anderen Faktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit optimal sind, verläuft die Kompostierung in mehreren Phasen mit einem typischen Temperaturverlauf.
Die erste Phase, die Abbauphase oder Vorrotte, ist gekennzeichnet durch einen deutlichen Temperaturanstieg. In dieser Phase ist eine ausreichende Sauerstoff- und Wasserversorgung, notwendig, da ansonsten die Rotte zum Stillstand kommen kann. Im Idealfall können Temperaturen von 60 — 70°C erreicht werden. Unerwünschte Krankheitserreger und Samenbeimengungen werden dadurch abgetötet.
In der Umbauphase oder Hauptrotte sinkt die Temperatur wieder auf ca. 35 °C. In diesen beiden ersten Phasen wird der Kompost zum Tummelfeld für Bakterien, Pilzen und Aktinomyzeten. In einem Kubikzentimeter Kompost sind Millionen von Mikroorganismen aktiv.
Danach folgt die Nachrotte- oder Aufbauphase. Es ist die aktive Zeit für Würmer, Springschwänze und Käfer. Sie fressen Pflanzenteilchen in der Erde, zerkleinern und durchmischen sie und scheiden sie wieder aus. Diese Phase ist wichtig für die Humusbildung aus schwerer abbaubaren Substanzen. Erst dann ist der Kompost gereift und fertig für den Einsatz im Garten.
.. und in der Praxis
Ehrlich gesagt funktioniert das in meinem Garten so nicht. Da der Kompost über einen längeren Zeitraum nach und nach immer wieder mit frischem Material befüllt wird, treten hohe Temperaturen wie in der Vorphase nicht auf. Bei meinen Messungen komme ich in der Regel auf etwa 35°C. Trotzdem funktioniert die Umsetzung, die dann aber mehr Zeit in Anspruch nimmt. Im Gegensatz zur oben beschriebenen Heißrotte spricht man dann von einer Kaltrotte.
Welcher Komposter ist der beste?
Ich hatte bereits verschiedene Komposter im Einsatz und bin zuletzt beim Gitterkompost geblieben. Im Gegensatz zu Kompostern aus Holzlatten ist dieser wesentlich haltbarer und aus meiner Sicht auch einfacher zu handhaben. Beim Umsetzen des Kompostes muss man nur das vordere Gitterelement entfernen und hat dann freien Zugang zum Material. Man kann Komposter aus Mauerwerk auch selber bauen. Aber dieser Aufwand war mir dann doch zu groß. Vor Jahren haben wir mal einen sogenannten Thermokomposter gekauft. In der Werbung war zu lesen, man könne einfach von oben her immer wieder Material nachfüllen und nach einiger Zeit durch die untere Öffnung fertigen Kompost entnehmen. So hat das leider nie funktioniert und beim weiterhin notwendigen Umsetzen ist die Handhabung mit den drei aufeinander gestapelten Elementen ziemlich umständlich. In den letzten Jahren habe ich ihn deshalb nicht mehr benutzt.
praktisches Vorgehen
Die Zeiten, in denen der Haufen an der Grundstücksecke nur als Abfallhaufen für alles Überflüssige im Garten angesehen und wenig beachtet wurde, sollten vorbei sein. Kompost muss gepflegt werden, damit die Mikroorganismen und Tierchen ihre für uns so wertvolle Arbeit leisten können. Drei Gitterkomposter sind in meinem Garten im Einsatz. Sie stehen an einem schattigen Platz hinter den Sträuchern. Bis vor kurzem wurden sie von einer alten Fichte beschattet. Nach dem diese gefällt worden war, wächst als Schattengeber dort ein Holunder, der sich im ersten Jahr schon gut entwickelt hat.
Der erste Komposter wird aktuell mit allem anfallendem Material beschickt. Dadurch wird eine optimale Durchmischung mit verschiedenen Stoffen schwierig. Um dies wenigsten einigermaßen zu gewährleisten, lagere ich in der Nachbarschaft Häkselgut und Rasenschnitt. Rasenschnitt muss gut angetrocknet sein, damit beim Kompostierung keine Fäulnisprozesse auftreten. Und beim Häckselgut ist eine möglichst gute Zerkleinerung wichtig, da sonst der Rotteprozess zu lange dauert. Beides wird z.B. mit frischen Küchenmaterialien im Kompost geschichtet. Gerade durch die Abdeckung mit Rasenschnitt treten praktisch keine störenden Gerüche auf.
Sobald das erste Behältnis gefüllt ist, wird es in den zweiten Komposter umgesetzt. Durch die sukzessiver Füllung ist das Material bis hierhin natürlich sehr unterschiedlich vorkompostiert. Die Umsetzung sorgt aber jetzt für eine gute Durchmischung und Belüftung der Bestandteile. Nach einigen Monaten hat sich hieraus ein unreifer Kompost mit noch einigem festen Material gebildet. Er braucht also noch einige Zeit zum Ausreifen. Dann kann er in den dritten Komposter umgesetzt werden. Dabei wird er dann gesiebt. Mein Kompostsieb besteht aus einem Gitterelement, das auf dem Sägebock gelagert wird. Sieht komisch aus, funktioniert aber gut! Ab jetzt kann der fertige Kompost dann verteilt werden.
Das ganze hört sich sehr arbeitsintensiv an. In der Realität ist es mit einiger Erfahrung gar nicht mehr so aufwändig. Und das Ergebnis macht den Einsatz wieder wett!
Was darf auf den Kompost, was nicht?
Hier noch mal zur Erinnerung: durch die hier beschriebene Kompostierung (Kaltrotte) enstehen keine hohen Temperaturen. Ein sicheres Abtöten von Krankheitserregern und und Unkrautsamen ist daher nicht möglich. Dadurch ergeben sich einige wenige Einschränkungen.
was darf: | was nicht: |
---|---|
Küchenabfälle wie Gemüsereste, Schalen, Kaffesatz Strauchschnitt Rasenschnitt Blätter gut vermischt mit anderen Materialien zerkleinerte Eierschalen Schalen von Bananen und Zitrusfrüchten aus biologischem Anbau | gekochte Essensreste, locken unerwünschte Nager an blühende, samende Wildkräuter, die sich nicht aussähen sollen Pflanzen, die von Krankheitserregern befallen sind bedrucktes, insbesondere buntes Papier (Schwermetalle) Mist von Haustieren Eichen- und Walnussbaum-Laub (Gerbstoffe, verrottet langsam) |
Für die Qualität unseres Komposts sind wir im eigenen Garten selbst verantwortlich. Sie hängt natürlich wesentlich vom eingebrachten Material ab. Wir bemühen uns, wenig schadstoffbelastetes Material und keine Krankheitserreger einzubringen. Vieles, was nicht auf den Kompost gehört, kann aber in industriellen Kompostanlagen mit Heißrotte und entsprechender Qualitätskontrolle verwertet werden und sollte deshalb in der grünen Tonne landen.
Zusatzstoffe
Um es vorweg zu sagen: bei uns kommen mit einer Ausnahme keine Zusatzstoffe auf den Kompost. Die Ausnahme stellen drei bis vier Schaufeln alter Kompost auf jeden neu auf zu setzenden Haufen dar. Alles andere wie käuflich zu erwerbende Mikroorganismen oder Kompostwürmer sind nach meiner Erfahrung überflüssig. Wenn man seinem Kompost eine gute Pflege angedeihen lässt, finden sich die rasch von selber ein. Ein weitere Zusatzstoff ist Bentonit. Es besteht aus fein strukturierte Tonmineralien, die beim Aufschichten beigesetzt werden können. Das soll die Geruchsentwicklung verhindern und die Feuchtigkeit länger halten. Gerade unser Sandboden kann natürlich eine Anreicherung mit Tonmineralien vertragen und ich verwende Bentonit auch in meinem Garten. Dazu trage ich das Granulat aber gleich an Ort und Stelle in den Beeten auf.
Verwendung
Das Ergebnis lässt sich vielfältig verwenden. Im Gemüsegarten profitieren insbesondere die Starkzehrer von einer Düngung mit Kompost im Frühjahr. Dazu gehören z.B. Tomaten, Kürbisse, Gurke und Zucchini. Bei Neupflanzungen habe ich mir angewöhnt in das Pflanzloch einige gute Hand voll Kompost zu geben. Hier darf es auch ruhig halbfertige Kompost sein. Da dieser aber im Verlauf Stickstoff verbraucht, den unsere Pflanzen nötig brauchen, kommt noch eine Portion Hornspäne dazu. Man kann auch ganze Beete damit mulchen. Je nach Bodenstruktur und Bepflanzung können 2 — 3 l pro Quadratmeter aufgebracht werden. Da wir hier mit trockenem, staubigen Sandboden zurecht kommen müssen, trägt das Kompostieren wesentlich zur Bodenverbesserung bei.
Weitere Infos im Internet
Kompostfibel Bundesumweltamt
Den eigenen Kompost ausetzen — LfU Bayern
4 Kommentare
Hallo Herbert,
ein interessanter Beitrag und eine gute Anleitung zum Kompostieren. Wir hatten vor vielen Jahren auch mal einen Schnellkomposter aus Kunststoff und er hat auch bei uns nicht wirklich funktioniert. Bei all den Zusatzstoffen, die zur Pflege des Komposthaufens angeboten werden, habe ich auch so meine Zweifel, ob sie Vorteile bringen.
Ich selbst verbessere unseren sandigen Boden mit Komposterde, die ich günstig lose vom Kompostierwerk kaufen kann, weil mir der Aufwand mit einem eigenen Komposthaufen zu groß ist.
Viele Grüße
Susanna
Hallo Susanna,
im Kreis Gütersloh gibt es ein Kompostierwerk, bei dem man Kompost, Mulchmaterial und Pflanzerden erwerben kann. Leider gibt es dort nach wie vor keine torf-freien Erden, was ich nicht nachvollziehen kann. Im Frühjahr habe ich dort zusätzlichen Kompost geḱauft, da meine eigenen Mengen für die Staudenbeete, zwei neue Palettenbeete und ein neues Hochbett nicht ausreichend waren. Sicher eine gute Alternative oder Ergänzung.
Viele Grüße
Herbert
Hallo Herbert,
deinen Beitrag finde ich sehr interessant. Du schreibst, dass du einen Häcksler hast, das ist naütrlich ein Vorteil. Mein Mann und ich schneiden im Schrebergarten alles klein bevor es in den Komposter kommt, ob das genügt? Derzeit teste ich im Schrebergarten zwei Thermokomposter und bin schon sehr gespannt ob es funktioniert.
Gerade hatte ich in einem Buch gelesen, dass der Autor regelmäßig Rasenschnitt rund um seine Apfelbäume gibt. Hast du damit auch Erfahrung, also mit dem Düngen von Obstbäumen?
Viele Grüße
Gabi
Hallo Gabi,
zwischenzeitlich zerkleinere auch ich weicheres Material einfach mit der Gartenschere. Bei den jährlichen Strauchschnitt-Aktionen fällt bei uns viel Material an. Das wäre mit der Schere sehr anstrengend. Das Material ist dabei auch härter und je besser die holzigen Zweige zerkleinert werden, desto größer ist die Angriffsfläche für Bakterien, Pilze etc. Dadurch sollte die Kompostierung beschleunigt werden. Ob eure Methode ausreichend ist, seht ihr ja einfach am Ergebnis. Je weniger feste Bestandteile aus dem fertigen Kompost ausgesiebt werden müssen, um so besser.
Mit dem Mulchen von Obstbäumen habe ich keine Erfahrung, sollte aber funtionieren. Ich mulche z.B. Tomaten, Kürbisse und Zucchini im Beet mit Rasenschnitt und mit dem getrockneten Material, das beim Vertikutieren des Rasens anfällt. Für die Vielzehrer gibt das natürlich noch mal zusätzlichen Dünger. Aber auch die Feuchtigkeit im Boden wird länger gehalten.
Viele Grüße
Herbert