Ohne Kompost geht gar nichts!

von hk

In jedem Früh­jahr geht es wie­der in den Gar­ten­markt, um Pflan­zerde, Anzucht­erde und Dün­ger zu kau­fen. Das nervt und ist auch nicht sehr nach­hal­tig. Des­halb wird seit eini­ger Zeit in unse­rem Gar­ten alles, was dort anfällt, kom­pos­tiert. Dazu gehö­ren Pflan­zen­reste, orga­ni­sche Küchen­ab­fälle, gehäck­sel­ter Strauch­schnitt und Rasen­schnitt . Auch das Mate­rial, das beim Ver­ti­ku­tie­ren des Rasens anfällt, kommt inzwi­schen auf den Kom­post. Ziel ist es, die benö­tig­ten Mate­ria­lien soweit wie mög­lich im Gar­ten selbst zu pro­du­zie­ren und Ein­trag von außen zu mini­mie­ren. Das ist natur­nä­her, spart Geld und ver­mei­det den Anfall von Plas­tik­ver­pa­ckungs­ma­te­ria­lien.

Kompostieren in der Theorie

Wenn man einen Kom­post mit allen Mate­ria­lien gut gemischt auf­setzt und auch alle ande­ren Fak­to­ren wie Tem­pe­ra­tur und Feuch­tig­keit opti­mal sind, ver­läuft die Kom­pos­tie­rung in meh­re­ren Pha­sen mit einem typi­schen Tem­pe­ra­tur­ver­lauf.

Die erste Phase, die Abbau­phase oder Vor­rotte, ist gekenn­zeich­net durch einen deut­li­chen Tem­pe­ra­tur­an­stieg. In die­ser Phase ist eine aus­rei­chende Sau­er­stoff- und Was­ser­ver­sor­gung, not­wen­dig, da ansons­ten die Rotte zum Still­stand kom­men kann. Im Ide­al­fall kön­nen Tem­pe­ra­tu­ren von 60 — 70°C erreicht wer­den. Uner­wünschte Krank­heits­er­re­ger und Samen­bei­men­gun­gen wer­den dadurch abge­tö­tet.

In der Umbau­phase oder Haupt­rotte sinkt die Tem­pe­ra­tur wie­der auf ca. 35 °C. In die­sen bei­den ers­ten Pha­sen wird der Kom­post zum Tum­mel­feld für Bak­te­rien, Pil­zen und Akti­no­my­ze­ten. In einem Kubik­zen­ti­me­ter Kom­post sind Mil­lio­nen von Mikro­or­ga­nis­men aktiv.

Danach folgt die Nach­rotte- oder Auf­bau­phase. Es ist die aktive Zeit für Wür­mer, Spring­schwänze und Käfer. Sie fres­sen Pflan­zen­teil­chen in der Erde, zer­klei­nern und durch­mi­schen sie und schei­den sie wie­der aus. Diese Phase ist wich­tig für die Humus­bil­dung aus schwe­rer abbau­ba­ren Sub­stan­zen. Erst dann ist der Kom­post gereift und fer­tig für den Ein­satz im Gar­ten.

.. und in der Praxis

Ehr­lich gesagt funk­tio­niert das in mei­nem Gar­ten so nicht. Da der Kom­post über einen län­ge­ren Zeit­raum nach und nach immer wie­der mit fri­schem Mate­rial befüllt wird, tre­ten hohe Tem­pe­ra­tu­ren wie in der Vor­phase nicht auf. Bei mei­nen Mes­sun­gen komme ich in der Regel auf etwa 35°C. Trotz­dem funk­tio­niert die Umset­zung, die dann aber mehr Zeit in Anspruch nimmt. Im Gegen­satz zur oben beschrie­be­nen Heiß­rotte spricht man dann von einer Kalt­rotte.

Welcher Komposter ist der beste?

Ich hatte bereits ver­schie­dene Kom­pos­ter im Ein­satz und bin zuletzt beim Git­ter­kom­post geblie­ben. Im Gegen­satz zu Kom­pos­tern aus Holz­lat­ten ist die­ser wesent­lich halt­ba­rer und aus mei­ner Sicht auch ein­fa­cher zu hand­ha­ben. Beim Umset­zen des Kom­pos­tes muss man nur das vor­dere Git­ter­ele­ment ent­fer­nen und hat dann freien Zugang zum Mate­rial. Man kann Kom­pos­ter aus Mau­er­werk auch sel­ber bauen. Aber die­ser Auf­wand war mir dann doch zu groß. Vor Jah­ren haben wir mal einen soge­nann­ten Ther­mo­kom­pos­ter gekauft. In der Wer­bung war zu lesen, man könne ein­fach von oben her immer wie­der Mate­rial nach­fül­len und nach eini­ger Zeit durch die untere Öff­nung fer­ti­gen Kom­post ent­neh­men. So hat das lei­der nie funk­tio­niert und beim wei­ter­hin not­wen­di­gen Umset­zen ist die Hand­ha­bung mit den drei auf­ein­an­der gesta­pel­ten Ele­men­ten ziem­lich umständ­lich. In den letz­ten Jah­ren habe ich ihn des­halb nicht mehr benutzt.

praktisches Vorgehen

Die Zei­ten, in denen der Hau­fen an der Grund­stücks­ecke nur als Abfall­hau­fen für alles Über­flüs­sige im Gar­ten ange­se­hen und wenig beach­tet wurde, soll­ten vor­bei sein. Kom­post muss gepflegt wer­den, damit die Mikro­or­ga­nis­men und Tier­chen ihre für uns so wert­volle Arbeit leis­ten kön­nen. Drei Git­ter­kom­pos­ter sind in mei­nem Gar­ten im Ein­satz. Sie ste­hen an einem schat­ti­gen Platz hin­ter den Sträu­chern. Bis vor kur­zem wur­den sie von einer alten Fichte beschat­tet. Nach dem diese gefällt wor­den war, wächst als Schat­ten­ge­ber dort ein Holun­der, der sich im ers­ten Jahr schon gut ent­wi­ckelt hat.

Der erste Kom­pos­ter wird aktu­ell mit allem anfal­len­dem Mate­rial beschickt. Dadurch wird eine opti­male Durch­mi­schung mit ver­schie­de­nen Stof­fen schwie­rig. Um dies wenigs­ten eini­ger­ma­ßen zu gewähr­leis­ten, lagere ich in der Nach­bar­schaft Häk­sel­gut und Rasen­schnitt. Rasen­schnitt muss gut ange­trock­net sein, damit beim Kom­pos­tie­rung keine Fäul­nis­pro­zesse auf­tre­ten. Und beim Häck­sel­gut ist eine mög­lichst gute Zer­klei­ne­rung wich­tig, da sonst der Rot­te­pro­zess zu lange dau­ert. Bei­des wird z.B. mit fri­schen Küchen­ma­te­ria­lien im Kom­post geschich­tet. Gerade durch die Abde­ckung mit Rasen­schnitt tre­ten prak­tisch keine stö­ren­den Gerü­che auf.

Sobald das erste Behält­nis gefüllt ist, wird es in den zwei­ten Kom­pos­ter umge­setzt. Durch die suk­zes­si­ver Fül­lung ist das Mate­rial bis hier­hin natür­lich sehr unter­schied­lich vor­kom­pos­tiert. Die Umset­zung sorgt aber jetzt für eine gute Durch­mi­schung und Belüf­tung der Bestand­teile. Nach eini­gen Mona­ten hat sich hier­aus ein unrei­fer Kom­post mit noch eini­gem fes­ten Mate­rial gebil­det. Er braucht also noch einige Zeit zum Aus­rei­fen. Dann kann er in den drit­ten Kom­pos­ter umge­setzt wer­den. Dabei wird er dann gesiebt. Mein Kom­post­sieb besteht aus einem Git­ter­ele­ment, das auf dem Säge­bock gela­gert wird. Sieht komisch aus, funk­tio­niert aber gut! Ab jetzt kann der fer­tige Kom­post dann ver­teilt wer­den.

Das ganze hört sich sehr arbeits­in­ten­siv an. In der Rea­li­tät ist es mit eini­ger Erfah­rung gar nicht mehr so auf­wän­dig. Und das Ergeb­nis macht den Ein­satz wie­der wett!

Was darf auf den Kompost, was nicht?

Hier noch mal zur Erin­ne­rung: durch die hier beschrie­bene Kom­pos­tie­rung (Kalt­rotte) enste­hen keine hohen Tem­pe­ra­tu­ren. Ein siche­res Abtö­ten von Krank­heits­er­re­gern und und Unkraut­sa­men ist daher nicht mög­lich. Dadurch erge­ben sich einige wenige Ein­schrän­kun­gen.

was darf:was nicht:
Küchen­ab­fälle wie Gemü­se­reste, Scha­len, Kaf­fe­satz
Strauch­schnitt
Rasen­schnitt
Blät­ter gut ver­mischt mit ande­ren Mate­ria­lien
zer­klei­nerte Eier­scha­len
Scha­len von Bana­nen und Zitrus­früch­ten aus bio­lo­gi­schem Anbau
gekochte Essens­reste, locken uner­wünschte Nager an
blü­hende, samende Wild­kräu­ter, die sich nicht aus­sä­hen sol­len
Pflan­zen, die von Krank­heits­er­re­gern befal­len sind
bedruck­tes, ins­be­son­dere bun­tes Papier (Schwer­me­talle)
Mist von Haus­tie­ren
Eichen- und Wal­nuss­baum-Laub (Gerb­stoffe, ver­rot­tet lang­sam)

Für die Qua­li­tät unse­res Kom­posts sind wir im eige­nen Gar­ten selbst ver­ant­wort­lich. Sie hängt natür­lich wesent­lich vom ein­ge­brach­ten Mate­rial ab. Wir bemü­hen uns, wenig schad­stoff­be­las­te­tes Mate­rial und keine Krank­heits­er­re­ger ein­zu­brin­gen. Vie­les, was nicht auf den Kom­post gehört, kann aber in indus­tri­el­len Kom­post­an­la­gen mit Heiß­rotte und ent­spre­chen­der Qua­li­täts­kon­trolle ver­wer­tet wer­den und sollte des­halb in der grü­nen Tonne lan­den.

Zusatzstoffe

Um es vor­weg zu sagen: bei uns kom­men mit einer Aus­nahme keine Zusatz­stoffe auf den Kom­post. Die Aus­nahme stel­len drei bis vier Schau­feln alter Kom­post auf jeden neu auf zu set­zen­den Hau­fen dar. Alles andere wie käuf­lich zu erwer­bende Mikro­or­ga­nis­men oder Kom­post­wür­mer sind nach mei­ner Erfah­rung über­flüs­sig. Wenn man sei­nem Kom­post eine gute Pflege ange­dei­hen lässt, fin­den sich die rasch von sel­ber ein. Ein wei­tere Zusatz­stoff ist Ben­to­nit. Es besteht aus fein struk­tu­rierte Ton­mi­ne­ra­lien, die beim Auf­schich­ten bei­gesetzt wer­den kön­nen. Das soll die Geruchs­ent­wick­lung ver­hin­dern und die Feuch­tig­keit län­ger hal­ten. Gerade unser Sand­bo­den kann natür­lich eine Anrei­che­rung mit Ton­mi­ne­ra­lien ver­tra­gen und ich ver­wende Ben­to­nit auch in mei­nem Gar­ten. Dazu trage ich das Gra­nu­lat aber gleich an Ort und Stelle in den Bee­ten auf.

Verwendung

Das Ergeb­nis lässt sich viel­fäl­tig ver­wen­den. Im Gemü­se­gar­ten pro­fi­tie­ren ins­be­son­dere die Stark­zeh­rer von einer Dün­gung mit Kom­post im Früh­jahr. Dazu gehö­ren z.B. Toma­ten, Kür­bisse, Gurke und Zuc­chini. Bei Neu­pflan­zun­gen habe ich mir ange­wöhnt in das Pflanz­loch einige gute Hand voll Kom­post zu geben. Hier darf es auch ruhig halb­fer­tige Kom­post sein. Da die­ser aber im Ver­lauf Stick­stoff ver­braucht, den unsere Pflan­zen nötig brau­chen, kommt noch eine Por­tion Horn­späne dazu. Man kann auch ganze Beete damit mul­chen. Je nach Boden­struk­tur und Bepflan­zung kön­nen 2 — 3 l pro Qua­drat­me­ter auf­ge­bracht wer­den. Da wir hier mit tro­cke­nem, stau­bi­gen Sand­bo­den zurecht kom­men müs­sen, trägt das Kom­pos­tie­ren wesent­lich zur Boden­ver­bes­se­rung bei.

Weitere Infos im Internet

Kom­post­fi­bel Bun­des­um­welt­amt

Den eige­nen Kom­post aus­et­zen — LfU Bay­ern

Kom­post­fi­bel AZV Hof

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4 Kommentare

Susanna 22. Juli 2022 - 11:16

Hallo Her­bert,
ein inter­es­san­ter Bei­trag und eine gute Anlei­tung zum Kom­pos­tie­ren. Wir hat­ten vor vie­len Jah­ren auch mal einen Schnell­kom­pos­ter aus Kunst­stoff und er hat auch bei uns nicht wirk­lich funk­tio­niert. Bei all den Zusatz­stof­fen, die zur Pflege des Kom­post­hau­fens ange­bo­ten wer­den, habe ich auch so meine Zwei­fel, ob sie Vor­teile brin­gen.
Ich selbst ver­bes­sere unse­ren san­di­gen Boden mit Kom­post­erde, die ich güns­tig lose vom Kom­pos­tier­werk kau­fen kann, weil mir der Auf­wand mit einem eige­nen Kom­post­hau­fen zu groß ist.
Viele Grüße
Susanna

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hk 22. Juli 2022 - 13:38

Hallo Susanna,
im Kreis Güters­loh gibt es ein Kom­pos­tier­werk, bei dem man Kom­post, Mulch­ma­te­rial und Pflan­zerden erwer­ben kann. Lei­der gibt es dort nach wie vor keine torf-freien Erden, was ich nicht nach­voll­zie­hen kann. Im Früh­jahr habe ich dort zusätz­li­chen Kom­post geḱauft, da meine eige­nen Men­gen für die Stau­den­beete, zwei neue Palet­ten­beete und ein neues Hoch­bett nicht aus­rei­chend waren. Sicher eine gute Alter­na­tive oder Ergän­zung.
Viele Grüße
Her­bert

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Gabi 20. Juli 2022 - 15:08

Hallo Her­bert,
dei­nen Bei­trag finde ich sehr inter­es­sant. Du schreibst, dass du einen Häcks­ler hast, das ist naütr­lich ein Vor­teil. Mein Mann und ich schnei­den im Schre­ber­gar­ten alles klein bevor es in den Kom­pos­ter kommt, ob das genügt? Der­zeit teste ich im Schre­ber­gar­ten zwei Ther­mo­kom­pos­ter und bin schon sehr gespannt ob es funk­tio­niert.
Gerade hatte ich in einem Buch gele­sen, dass der Autor regel­mä­ßig Rasen­schnitt rund um seine Apfel­bäume gibt. Hast du damit auch Erfah­rung, also mit dem Dün­gen von Obst­bäu­men?
Viele Grüße
Gabi

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hk 20. Juli 2022 - 19:31

Hallo Gabi,
zwi­schen­zeit­lich zer­klei­nere auch ich wei­che­res Mate­rial ein­fach mit der Gar­ten­schere. Bei den jähr­li­chen Strauch­schnitt-Aktio­nen fällt bei uns viel Mate­rial an. Das wäre mit der Schere sehr anstren­gend. Das Mate­rial ist dabei auch här­ter und je bes­ser die hol­zi­gen Zweige zer­klei­nert wer­den, desto grö­ßer ist die Angriffs­flä­che für Bak­te­rien, Pilze etc. Dadurch sollte die Kom­pos­tie­rung beschleu­nigt wer­den. Ob eure Methode aus­rei­chend ist, seht ihr ja ein­fach am Ergeb­nis. Je weni­ger feste Bestand­teile aus dem fer­ti­gen Kom­post aus­ge­siebt wer­den müs­sen, um so bes­ser.

Mit dem Mul­chen von Obst­bäu­men habe ich keine Erfah­rung, sollte aber fun­tio­nie­ren. Ich mul­che z.B. Toma­ten, Kür­bisse und Zuc­chini im Beet mit Rasen­schnitt und mit dem getrock­ne­ten Mate­rial, das beim Ver­ti­ku­tie­ren des Rasens anfällt. Für die Viel­zeh­rer gibt das natür­lich noch mal zusätz­li­chen Dün­ger. Aber auch die Feuch­tig­keit im Boden wird län­ger gehal­ten.

Viele Grüße
Her­bert

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