Dieses Buch ist 2014 erschienen und kurz danach habe ich es mir zugelegt. Es verschwand dann schnell im Bücherregal. Das hier vorgestellte Konzept war damals für mich nur schwer zu realisieren. Der Garten, den wir von Vorbesitzern übernommen hatten, war mit seinen Strukturen in den 60er Jahren entstanden. Und es hat eine Weile gedauert, bis erst einmal alle Fichten, die damals als Sichtschutz um das Grundstück herum gepflanzt worden waren, gefällt waren. Nach und nach haben wir dann einige neue Sträucher und Stauden gepflanzt. Aus Zeitmangel kam es jedoch nicht zu einer weitergehenden Umstrukturierung.
Inzwischen ist die Situation eine andere. Die Kinder sind aus dem Haus und der Garten ist ruhiger geworden. Die klimatischen Veränderungen machen deutlich, das neue Konzepte gefragt sind. Naturnahe Gärten sind aus guten Gründen in Mode gekommen und widersprechen den alten Prinzipien eines durchgeplanten und durchgestalteten Gartens. Auf der Suche nach neuen Ideen viel mir diese Buch wieder in die Hände.
Was meint das Prinzip des Black Box Gardening?
Der Begriff Black Box kommt aus der Systemtheorie und bezeichnet ein System, das wir nur von außen beurteilen können. Wir sehen, welchen äußeren Einflüssen das System ausgesetzt ist und welche Reaktion es hervorgerufen durch diese Einflüsse hervorbringt. Was letztlich im Inneren dieser Box vor geht, lässt sich gar nicht oder nur unvollständig beschreiben und bleibt unberücksichtigt.
Bezogen auf die Gartenarbeit bedeutet dies für mich, sich von der Vorstellung eines bis ins letzte geplanten Gartens Abschied zu nehmen. Die Autoren beschreiben eine völlig andere Vorgehensweise, indem sie einzelne wenige Initialpflanzen und Pflanzen, die durch Samen etabliert werden, kombinieren. Natürlich ist auch hier eine gewisse Vorplanung nötig: etwa die Berücksichtigung des Standortes und der Bodenbeschaffenheit. Aber dann überlässt man der Natur die weitere Gestaltung. Die anfangs eingebrachten Pflanzen suchen sich im Laufe der Zeit durch weitere Versamung die Standorte, an denen sie sich wohl fühlen. Durch Selbstaussaat bleiben sie bei guten Standortbedingungen in den kommenden Jahren erhalten. Und dieser dynamisch Prozess gestaltet dann immer wieder neue Kombinationen.
Hin und wieder sind Eingriffe notwendig, wenn zum Beispiel besonders wuchsstarke Pflanzen eine zu große Verdrängungstendenz zeigen oder unerwünschte Kräuter in der Anfangsphase noch freie Lücken besetzten und entfernt werden müssen. Von Zeit zu Zeit kann es dann sinnvoll sein, noch einmal neue Pflanzen einzubringen, um zu beobachten wie sich zwischen den anderen etablieren können.
Schritt für Schritt zu naturnäheren Gärten
Im Buch werden die Prinzipien dieser alternativen Form des Gärtnerns ausführlich besprochen. Auch die Vorteile des Black Box Gardening werden beschrieben. Viele durch Samen eingebrachte Pflanzen blühen schon im ersten oder zweiten Jahr. Es ist ein preiswerte Vorgehen, da Samen nicht viel kosten. Auch Anfänger können mit einigen Vorinfomationen zu schönen Ergebnissen kommen. Es ergeben sich farbenfohe Blütengärten, die bei geeigneter Auswahl der Pflanzen insektenfördernd sind. Bei der Auswahl hilft der Teil des Buches, in dem zahlreiche, geeignete Pflanzen beschrieben werden.
Bei näherem Studium erkennt man, dass viele dieser Pflanzen den Klimaschwankungen mit vermehrter Hitze und Trockenheit im Sommer und zunehmenden Frostperioden im Winter, mit denen wir in Zukunft konfrontiert sein werden, durchaus standhalten können. Eingestreut die mit Text und Fotografien sehr schön dargestellten Beispiele von Gärten aus aller Welt und unterschiedlichsten Klimazonen, in den die Umsetzung gelungen ist.
Das Buch macht Mut, neue Wege des Gärtnerns auszuprobieren. Es zeigt, wie man zunächst in kleine Bereichen anfangen und so Erfahrungen sammeln kann. Es ist eine große Hilfe für alle, die dem Ziel eines naturnahen Gärtnerns näher kommen wollen.
Jonas Reif, Christian Kreß, Jürgen Becker:
Blackbox-Gardening
mit versamenden Pflanzen Gärten gestalten
Ulmer Verlag
ISBN 978–3‑8001–7538‑3
Werbung ohne Gegenleistung. © Fotos Jürgen Becker, Cover Ulmer Verlag