Mit dem Fahrrad auf dem Emsradweg zur Nordsee

von hk

Im Sep­tem­ber 2020 habe ich mir einen lang geheg­ten Wunsch erfüllt: Mit dem Fahr­rad auf dem Ems­rad­weg an die Nord­see zu fah­ren. Nach aus­führ­li­cher Pla­nung, Beob­ach­tung der mit­tel- und kurz­fris­ti­gen Wet­ter­pro­gno­sen, Buchung der Hotel­zim­mer konnte es dann los gehen. Bei durch­ge­hend schö­nem Wet­ter und kurz vor der zwei­ten Corona-Welle habe ich dann die rund 280 km in fünf Etap­pen zurück­ge­legt. Zuletzt gab es als Zugabe einen Tag auf Bor­kum.

Die ers­ten Etap­pen von der Ems­quelle bis Telgte kannte ich bereits von frü­he­ren Rad­tou­ren. Des­halb habe ich mein Rad samt Gepäck in den Nah­ver­kehrs­zug gepackt und bin nach Telgte gefah­ren, um die Tour hier zu star­ten. Zunächst war mir die west­fä­li­sche Land­schaft sehr ver­traut. Der erste Tag diente dazu, den eige­nen Rhyth­mus zu fin­den und mit dem gepäck­be­la­den Fahr­rad ver­traut zu wer­den. Die erste Über­nach­tung war in Ems­det­ten in einem Hotel mit­ten im Wald geplant.

Am nächs­ten Tag war das Ziel Rheine. Am Markt­platz habe ich eine erste Pause ein­ge­legt. In Rheine gibt es zahl­rei­che Kir­chen. Am Markt­platz lohnt es sich St. Dio­ny­sios zu besich­ti­gen. Erst­mals an die­ser Stelle erbaut um 838 stammt die jet­zige Kir­che aus dem 15. Jahr­hun­dert und beinhal­tet Kunst­werke aus dem Mit­tel­al­ter und Barock.

Kurz hin­ter Rheine gelang man zum Klos­ter Bent­lage, das 1437 als Kreuz­her­ren­klos­ter gegrün­det wurde. Heute fin­det sich dort eine kul­tu­relle Begeg­nungs­stätte mit Aus­stel­lun­gen und Ver­an­stal­tun­gen. Auch Über­nach­tun­gen sind dort mög­lich.

Der Weg führt dann Rich­tung Salz­ber­gen. Auf einer Schau­ta­fel am Rast­platz “Alte Sole” kann man sich über die Salz­pro­duk­tion in die­ser Gegend infor­mie­ren.

Inzwi­schen ist aus dem kleine Bäch­lein Ems, so wie ich es auf mei­nen Tou­ren im Kreis Güters­loh erlebe, ein brei­ter Fluss gewor­den. Der Weg führt in die­sem Bereich weit­ge­hend direkt an der Ems ent­lang durch eine wun­der­schöne, ruhige Fluss­land­schaft. Ab jetzt kommt man immer wie­der an zahl­rei­chen Schleu­sen vor­bei. Und an den meis­ten Schleu­sen gibt es ein Café zum Ver­wei­len. End­ziel der Etappe war Lin­gen an der Ems. Bei strah­lend schö­nem Wet­ter wurde der Tag in einem Restau­rant auf dem Markt­platz been­det.

Von Lin­gen aus führt der Weg zum Gees­ter Becken. Hier kann man auf der Deich­krone ent­lang radeln und hat einen schö­nen Über­blick über den See. Als ich mich auf einer Bank am Ufer nie­der­ge­las­sen hatte, bemerkte ich eine gebro­chene Spei­che am Hin­ter­rad. Mit dem Handy konnte ich die nächste Fahr­rad­werk­statt in Meppen aus­fin­dig machen. Nach­dem ich mich als Ems­rad­tou­rist geoutet hatte, wurde mir ein Kaf­fee ange­bo­ten und in 20 Minu­ten war die defekte Spei­che ersetzt! Ein tol­ler Ser­vice — offen­sicht­lich ist man hier auf Fahr­rad­rei­sende ein­ge­rich­tet. Anschlie­ßend Mit­tags­pause im Café vor dem his­to­ri­schen Rat­haus. Der wei­tere Weg bis Haa­ren, dem nächs­ten Etap­pen­ziel, ver­lief dann ohne Kom­pli­ka­tio­nen.

Rei­se­ziel des vier­ten Tages war Papen­burg, ein schö­nes Städt­chen, das von zahl­rei­chen Kanä­len durch­zo­gen ist und des­halb den Namen Vene­dig des Nor­dens für sich bean­sprucht. Loh­nens­wert ist ein Spa­zier­gang am Haupt­ka­nal ent­lang mit vie­len Cafes, Restau­rant und klei­nen Geschäf­ten.

Über­re­gio­nal bekannt ist die Stadt durch die Meyer-Werft, auf der rie­sige Kreuz­fahrt­schiffe gebaut wer­den. Ein Spek­ta­kel stellt immer wie­der die kom­pli­zierte Über­füh­rung der fer­ti­gen Schiffe aus dem Werft­ha­fen an die Küste dar. Wegen Bau­ar­bei­ten auf der Werft war vom Ems­rad­weg aus nicht viel zu sehen und eine Besich­ti­gung passte jetzt nicht ins Pro­gramm.

Die letzte Etappe führte von Papen­burg nach Emden mit einem Zwi­schen­stopp in Leer. Die kleine Stadt Leer wird als das Tor Ost­fries­lands bezeich­net. Dort kann man vom Hafen aus den herr­li­chen Blick auf das Rat­haus genie­ßen. Der Weg führte durch die schöne Alt­stadt, teil­weise aller­dings über holp­ri­ges Kopf­stein­pflas­ter, aus dem Ort her­aus. In Ditzum über­quert man nach gedul­di­gem War­ten in der Schlange die Ems mit der Fähre auf das rechts­sei­tige Ufer und kann dann in aller Ruhe über das platte Land bis nach Emden radeln.

Da ich seit etli­chen Jah­ren ein­mal im Jahr für eine Woche auf Bor­kum beruf­lich zu tun hatte, ist mir die Insel ans Herz gewach­sen. Ein Tages­aus­flug als Abschluss der wun­der­schö­nen Rad­tour war des­halb von Anfang an ein­ge­plant. Mit dem eige­nen Fahr­rad wie­der bei schöns­tem Wet­ter durch die Dünen zu radeln war ein tol­les Erleb­nis. Und selbst­ver­ständ­lich — wie immer auf Bor­kum — genießt man abends mit einem Glas Rot­wein den Son­nen­un­ter­gang an der Strand­pro­me­nade.

Am nächs­ten Tag war es dann Zeit für die Heim­reise. Nach dem Ver­las­sen der Fähre stand in Emden Außen­ha­fen der Nah­ver­kehrs­zug nach Müns­ter bereit. Auch das Umstei­gen in Müns­ter in den Zug nach Güters­loh war ohne Pro­bleme.

Ich habe die Reise an die Nord­see mit dem Rad sehr genos­sen. Die Tour ist bei ent­spre­chen­der Etap­pen­pla­nung auch für weni­ger geübte Rad­fah­rer geeig­net. Sinn­voll ist es im Rah­men der Pla­nung auf die offi­zi­elle Web­site des Ems­rad­wegs zu schauen, da dort aktu­elle Umlei­tun­gen beschrie­ben und wei­tere Infor­ma­tio­nen abruf­bar sind.

Meine Etappen auf dem Emsradweg:

Telgte — Ems­det­ten 51 km

Ems­det­ten — Lin­gen 57 km

Lin­gen — Haa­ren 57 km

Haren — Papen­burg 52 km

Papen­burg — Emden 61 km

Weitere Infos im Internet

Ems­rad­weg — offi­zi­elle Web­site

Informationen zur Route

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