Nach dem weitgehend verregneten Sommer stand der Herbsturlaub an und diesmal war ein Urlaub auf Rügen geplant. In den Tagen zuvor galt unser Blick immer wieder den Wettervorhersagen. Aber das Wetter meinte es gut mit uns. Wir haben eine Woche mit strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen erwischt und konnte unseren Urlaub genießen! Man muss auch mal Glück haben.
Sellin: der schönste Badeort auf Rügen

Es gibt zwei Wege, auf denen man auf die Insel gelangen kann. Der eine Weg führt über Stralsund und die Rügenbrücke. Hier kann es in de Saison zu dichtem Reiseverkehr kommen. Da wir als Reiseziel den Badeort Sellin gewählt hatten, haben wir uns für die kürzere Strecke entschieden, sind in Stahlbrode auf die Fähre gegangen und über die schöne deutsche Alleenstrasse an Ziel gekommen.
Bekannt ist Sellin für seine Seebrücke, die in der Vergangenheit mehrfach zerstört und wieder aufgebaut wurde. In der jetzigen Form wurde sie nach der Wende errichtet und 1998 eröffnet. 85 Stufen führen von der Wilhelmstraße herunter zur Brücke, auf der sich ein Restaurant befindet. Wie die vielen Erinnerungsplaketten auf der Brücke bezeugen, ist dies wohl ein beliebter Ort für Hochzeiten. Wer nicht so gut zu Fuß ist, kann mit einem Aufzug den Höhenunterschied überwinden.
Die Wilhelmstraße ist die Prachtstraße des Ortes. Hier finden sich zahlreiche Villen und Pensionen im Stil der für die Ostsee so typischen Bäderarchitektur. Sie stammen aus der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts und sind weitgehend erhalten geblieben. Inzwischen steht hier vieles unter Denkmalschutz. Der Spaziergang über die Wilhelmstrasse zur Seebrücke führt an zahlreichen Restaurants, kleinen Geschäften und Fischbuden vorbei.
Geschichte der Insel

Um die unterschiedlichen Landschaften der Insel zu verstehen, muss man sich mit der Entstehung der Insel beschäftigen. In der Kreidezeit war der gesamte Bereich zwischen Schweden und den heutigen Alpen von einem flachen Meer überflutet. Aus kleinen, abgestorbenen Meerestierchen bildete sich vor 60 – 70 Millionen Jahren eine kräftige Sedimentschicht aus Kreide.
In den nachfolgenden Eiszeiten wurde die Inselplatte immer wieder komprimiert und durch vorwandernde und wieder abschmelzende Gletscher geformt. Dadurch entstand die typische hügelige Landschaft mit den eingestreuten Seen. Wetter und Wind verändern bis heute das Aussehen der Insel. So werden pro Jahr etwa 3 – 4 cm der Küstenlinie abgetragen und ins Meer gespült.
Durch diese Abtragungen an der Küstenlinie haben sich Nehrungen und Haken gebildet, die die verschiedenen Inselkerne im Laufe der Zeit zu einer großen Inseln zusammen gefügt haben.
Wanderung auf dem Hochuferweg
Nachvollziehen kann man das an den Hochuferwegen. Hier wandert man parallel zur Küste durch schöne Buchen- und Kiefernwälder, die bis an die Steilküste heranführen. Dort kann man immer wieder schöne Ausblicke auf die Ostsee genießen. Einzelne Bäume stehen so dicht an der Kante, dass ihre Wurzeln in die Luft ragen. Der Absturz durch die fortschreitende Erosion ist hier absehbar.
Die Kreidefelsen – Wahrzeichen der Insel Rügen
Berühmt ist die Insel Rügen für ihre Kreidefelsen. Zwei der markantesten Aussichtspunkte sind der Königsstuhl und die Viktoriasicht. Beide kann man durch eine Wanderung über den Hochuferweg ab Sassnitz erreichen. Wer den gemütlicheren Zugang wählt, kann zum Besucherparkplatz am Königsstuhl fahren. Von dort geht ein angenehmer Fußweg durch den kühlen Wald zum Nationalparkzentrum Königsstuhl. Anfang des Jahres wurde dort der neue Skywalk eröffnet, auf dem die Besucher bisweilen Schlange stehen.
Ein kurzer Weg verbindet den Königsstuhl mit der Viktoriasicht. Von hier aus hat man freie Sicht auf den Königsstuhl. An dieser Stelle geht es im Vergleich zum stark besuchten Nationalparkzentrum etwas ruhiger zu .
Den besten Ausblick auf die Kreidefelsen kann man von der See aus genießen. Mit einem Ausflugsboot geht die Tour von einem der Badeorte aus die Küstenlinie entlang und wieder zurück. Hier kann man einen Überblick über die gesamte 11 km lange Kreideküste genießen. Ein eindrucksvolles Erlebnis!
Jagdschloss Granitz
Eine weitere Attraktion der Insel ist das Jagdschloss Granitz. Erbaut wurde es von Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus in den Jahren 1836 – 1846. Nach einem Brand im Schloss des Fürsten diente es vorübergehend auch als Familienwohnsitz. Es liegt auf dem Tempelberg inmitten eines 1000 Hektar großen Waldgebietes. Erreichen kann man es zu Fuß über Wanderwege, mit dem Fahrrad oder für Autofahrer mit einem Shuttle vom Parkplatz aus. Alternativ bietet sich der rasende Roland, eine mit Dampflok und historischen Wagen ausgestatteten Schmalspurbahn an, die die Badeorte mit dem Jagdschloss Granitz und dem Ort Putbus verbindet.
Besichtigen kann man im Schloss u.a. den Marmorsaal, Jagdtropäen und Ritterrüstungen. Das Highlight ist der zentral gelegene Schlossturm, den man über 154 schmiedeeiseren Stufen besteigen kann. Die Stufen sind durchbrochen gearbeitet und geben dadurch den Blick nach unten frei – nichts für Leute mit Höhenangst! Von oben hat man dann eine wunderbaren Blick über die Insel bis zur Ostsse.
Putbus

Der kleine Ort Putbus verdankt seine repräsentative Anlage ebenfalls dem Fürsten Malte I.. In der Ortsmitte hat er den sogenannten Circus anlegen lassen. Um einen begrünten, kreisrunden Platz herum angeordnet finden sich zahlreiche, klassizistisch gestaltete Villen. Vor den Häusern an diesem Circus und vor vielen anderen Häusern im Ort stehen zahlreiche Rosenbäumchen. die liebevoll gepflegt werden. Putbus hat deshalb den Beinahmen Rosenstadt bekommen. Der Circus ist der letzte, einheitlich gestaltete Rondellplatz in Deutschland.
In direkter Nachbarschaft befindet sich der Schlosspark mit einem Denkmal des Fürsten. Das Schloss selbst ist nicht mehr erhalten. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde es wegen Baufälligkeit Ende der 60er Jahre abgerissen. Erhalten geblieben ist die Orangerie, die für Kunstausstellungen und Veranstaltungen genutzt wird. Neben einem Café ist dort ein schöner Töpferladen untergebracht. Einige Souvenirs und Geschenke für anstehende Geburtstage haben mit uns die Heimreise angetreten.
Hiddensee
Einen Tagesbesuch auf der Insel Hiddensee hatten wir im vorhinein schon eingeplant. Die Anreise erfolgte mit der Fähre von Schaprode nach Kloster. Den Vormittag haben wir zu einer kurzen Wanderung zum Leuchtturm genutzt.
Der Dichter Gerhart Hauptmann verbrachte zahlreiche Sommerurlaube auf Hiddensee. 1930 kaufte er das Haus Seedorn und lies es erweitern. Ein Anbau mit einem repräsentativen Arbeitszimmer, Weinkeller und Speisezimmer wurde errichtet und über den sogenannten Kreuzgang mit dem Haupthaus verbunden. Heute dient das Haus als Museum. Nach seinem Tod wurde Gerhart Hauptmann nach Hiddensee überführt und auf dem Kirchhof der kleinen Inselkirche beerdigt.


Ein Besuch in der kleinen Inselkirche ist lohnenswert. Sie wurde auf den Resten eines alten ZIsterzienserklosters aus dem 13. Jahrhundert erbaut. Die Kirchenraum ist hell gestaltet. Die tonnenförmige Decke ist mit Malereien verziert und wird aufgrund der Blumenmotive als Hiddenseer Rosenhimmel bezeichnet.

Anreise: nicht ganz einfach
Wer Urlaub auf Rügen machen möchte und aus NRW kommt, hat eine weite Anreise vor sich. Wir sind mit dem Auto angereist und prompt am Rande von Hamburg im Stau mit einer Wartezeit von zwei Stunden steckengeblieben. Zum Glück hatten wir auf der Hinfahrt einen Zwischenstopp in Schwerin vorgesehen, so dass wir den Rest der Strecke am nächsten Tag in Ruhe hinter uns bringen konnten. Auf der Rückfahrt mit Zwischenstopp in Lübeck sind wir dann nach Abfrage der Stau-App über Lüneburg und Mölln auf der Landstraße an Hamburg vorbeigefahren. Zeitlich gesehen kein großer Unterschied, aber wesentlich stressfreier!
Rügen ist eine wunderschöne Insel und in Sellin haben wir uns sehr wohl gefühlt. Landschaft und Sehenswürdigkeiten der Insel bieten zahlreiche Abwechslungen. Der Urlaub auf Rügen war trotz der anstregenden Anreise eine gute Zeit.
Während des Urlaubs musste ich häufig an Nina Hagen und ihren ersten großen DDR-Song: ”Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael…” denken. Wir hatten beim Packen des Autos die gesamte Fotoausrüstung vergessen! Nun ja, ich finde, die Handy-Fotos sind auch ganz schön geworden – oder?
weiter Informationen
Jagdschloss Granitz – die Krone Rügens
Rügen: Auf dem Hochuferweg an den Kreidefelsen wandern
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