Frühjahrsschnitt: Wohin mit dem Schnittgut?

Im Früh­jahr herrscht Hoch­be­trieb im Gar­ten: Es ist Zeit für den all­jähr­li­chen Früh­jahrs­schnitt von Sträu­chern, Hecken und Bäu­men. Dabei fällt eine Menge Schnitt­gut an. Im letz­ten Früh­jahr hatte ich aus gesund­heit­li­chen Grün­den nur mini­male Schnitt­maß­nah­men durch­ge­führt und auch im Herbst war meine Moti­va­tion dazu gering. All das musste in die­sem Jahr nun auf­ge­holt wer­den.

Schnittmaterial nach Kappung einer Eibe

Der richtige Zeitpunkt für den Rückschnitt

Der ideale Zeit­punkt für kräf­tige Rück­schnitte liegt grund­sätz­lich im spä­ten Win­ter oder frü­hen Früh­jahr. Die­ser stär­ke­ren Ein­griffe sollte in der Zeit von Okto­ber bis Februar erfol­gen, um brü­tende Vögel nicht zu stö­ren.


§ 39 Abs. 5 Bundesnaturschutzgesetz:

Es ist ver­bo­ten, … Bäume, die außer­halb des Wal­des, von Kur­zum­triebs­plan­ta­gen oder gärt­ne­risch genutz­ten Grund­flä­chen ste­hen, Hecken, lebende Zäune, Gebü­sche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. Sep­tem­ber abzu­schnei­den, auf den Stock zu set­zen oder zu besei­ti­gen; zuläs­sig sind scho­nende Form- und Pfle­ge­schnitte zur Besei­ti­gung des Zuwach­ses der Pflan­zen oder zur Gesund­erhal­tung von Bäu­men …


Ab März sind also wei­ter­hin scho­nende Form­schnitte mög­lich. Dabei wer­den Hecken, Zier­ge­hölze oder Obst­bäume in Form gebracht. Auch hier­bei soll­ten brü­tende Tiere geschont wer­den – also vor­her genau hin­schauen.

Welche Schnittarten gibt es?

  • Erhal­tungs­schnitt: Ent­fer­nen von totem, kran­kem oder stö­ren­dem Holz
  • Ver­jün­gungs­schnitt: star­ker Rück­schnitt zur Anre­gung neuen Wachs­tums
  • Form­schnitt: Gestal­ten­der Rück­schnitt zur Form­ge­bung von Gehöl­zen

Bei eini­gen Schnee­ball­sträu­chern und Eiben war ein star­ker Ver­jün­gungs­schnitt not­wen­dig. Einige hohe Eiben ste­hen als Sicht­schutz zum Nach­bar­grund­stück und ver­de­cken dort eine häss­li­che Auto­halle. Diese in Form zu brin­gen ist schon nicht ganz ein­fach. An ande­ren Stel­len waren Eiben so hoch gewach­sen, dass ich sie selbst mit der Tele­skop-Hecken­schere kaum noch errei­chen konnte. Der immer­grüne Schnee­ball war durch sein Höhen­wachs­tum im unte­ren und mitt­le­ren Bereich ver­greist und ohne allzu viele Blät­ter.

Frühjahrsschnitt der Eiben: Formschnitt

Die Eiben habe ich jetzt zum Teil in der Höhe erheb­lich ein­ge­kürzt. Glück­li­cher­weise ver­tra­gen Eiben auch einen radi­ka­len Rück­schnitt und wach­sen eini­ger­ma­ßen schnell nach, so dass man ihnen dann wie­der eine ansehn­li­che Form geben kann. Bei den Schnee­ball­sträu­chern habe ich etli­che alte, in die Höhe gewach­sene Äste über dem Erd­bo­den abge­schnit­ten. Dadurch soll der Neu­aus­trieb jun­ger Triebe geför­dert wer­den. Ähn­lich bin ich beim Flie­der vor­ge­gan­gen und habe ihn von alten und abge­stor­be­nen Ästen befreit. Jetzt kommt wie­der mehr Licht ins Innere der Sträu­cher und im nächs­ten Jahr hoffe ich dann wie­der auf eine schöne Blüte.

Schnittgut weiterverwenden: (fast) alles bleibt im Garten

Für die wei­tere Ver­ar­bei­tung des Schnitt­gu­tes ist eine Tren­nung schon beim Früh­jahrs­schnitt hilf­reich und zeit­spa­rend.

1. Rankhilfen aus langen Ästen

Lange, sta­bile Äste eig­nen sich her­vor­ra­gend als natür­li­che Rank­hil­fen im Gemü­se­beet. Beson­ders für Stan­gen­boh­nen, Erb­sen oder Klet­ter­gur­ken sind sie gut zu gebrau­chen.

starke Äste für die Benjeshecke

2. Häckseln für Mulch oder Kompost

Dün­nere Zweige und wei­ches Holz kön­nen im Häcks­ler zer­klei­nert wer­den. Das zer­klei­nerte Mate­rial eig­net sich her­vor­ra­gend zum Mul­chen von Bee­ten. Mulch schützt den Boden vor dem Aus­trock­nen, hemmt Unkraut­wachs­tum und ver­bes­sert die Boden­struk­tur nach­hal­tig.

Umstrit­ten ist das Mul­chen mit Häck­sel­gut von Eiben und Kirsch­lor­beer. Die Blät­ter sind sauer und ent­hal­ten Gift­stoffe, wie zum Bei­spiel Blau­säure in den Blät­tern des Kirsch­lor­beers Ich sor­tiere die­ses Mate­rial aus und häck­sel es getrennt. Damit mul­che ich unter den Rho­do­den­dren und ande­ren Sträu­chern, was die­sen in den letz­ten Jah­ren nicht gescha­det hat. Säure und Gift­stoffe zer­set­zen sich beim Ver­rot­ten und füh­ren nicht zu einer lang­fris­ti­gen Belas­tung des Bodens.

Das übrige Mate­rial kann ver­häck­selt auch auf Gemüse- und Blu­men­bee­ten ein­ge­setzt wer­den.

gehäckselter Frühjahrsschnitt als Kompostzusatz
Turbinenhäcksler, Schubkarre, Astschere: Geräte für den Frühjahrsschnitt

3. Häckselmaterial als Kompostzusatz

Nicht alles gehört auf den Kom­post. Efeuran­ken, Wur­ze­lun­kräu­ter oder kranke Pflan­zen­teile sor­tiere ich aus ent­sorge sie in der grüne Tonne oder beim ört­li­che Kom­post­werk. Der Zusatz von gehäck­sel­tem, zel­lu­lo­se­hal­ti­gen Mate­rial ist vor allem dann hilf­reich, wenn viel fri­sches Mate­rial wie z.B. Küchen­ab­fälle auf dem Kom­post lan­den. Das sorgt für eine aus­ge­wo­ge­nere Zusam­men­set­zung und Durch­lüf­tung des Kom­pos­tes.

4. Anlage einer Benjeshecke

Stär­ker Äste, die nicht gehäck­selt wer­den konn­ten, habe ich in der Ver­gan­gen­heit zu Brenn­holz für unse­ren Außen­ka­min oder die Feu­er­schale ver­ar­bei­tet. Da hat sich inzwi­schen viel Brenn­holz ange­sam­melt, das wir es kaum ver­wer­ten kön­nen. Im letz­ten Jahr haben wir nur ein­mal ein Kamin­feuer ange­zün­det. Es war ent­we­der viel zu heiß oder es hat gereg­net!

Brennholz aus dicken Ästen beim Frühjahrsschnitt gefertigt
Benjeshecke an der Grundstücksgrenze

Eine andere, beson­ders nach­hal­tige und natur­nahe Methode, um das Schnitt­gut vom Früh­jahrs­schnitt zu ver­wer­ten, ist der Bau einer Ben­jes­he­cke – auch als Tot­holz­he­cke bekannt. Sie dient nicht nur der Ent­sor­gung von Ästen und Zwei­gen, son­dern schafft gleich­zei­tig Lebens­raum für Vögel, Igel, Insek­ten und viele andere Gar­ten­tiere.

Die sie Hecken­form wurde um 1980 Jah­ren von den Brü­dern Her­mann und Hein­rich Ben­jes als Methode zur Rena­tu­rie­rung von Land­schaf­ten ent­wi­ckelt. Damit woll­ten sie Hecken ohne gro­ßen Auf­wand und ohne hohe Kos­ten ange­le­gen. Sie ent­steht durch Auf­schich­tung von gro­ben Ästen, Zwei­gen und ande­rem Schnitt­gut. Durch Vögel und andere Tiere wer­den Pflan­zen­sa­men ein­ge­bracht, die nach und nach zur Begrü­nung und Ent­wick­lung einer natür­li­chen Hecke füh­ren. Dabei sollte man natür­lich etwas Geduld auf­brin­gen.

Die Ben­jes­he­cke habe ich ent­lang der Grund­stücks­grenze unter einem alten Feld­ahorn ange­legt. Auf der Rück­seite stützt ein Stab­git­ter­zaun das auf­ge­schich­tete Mate­rial. Für zusätz­li­che Sta­bi­li­tät habe ich in einem Abstand von etwa 50 Zen­ti­me­tern zum Zaun sta­bile Holz­pfähle in den Boden ein­ge­schla­gen. Sie hal­ten das Schnitt­gut auf­recht und ver­lei­hen der Hecke Struk­tur. Die Hecke erstreckt sich der­zeit über eine Länge von rund zwei Metern. Zwi­schen den Pfäh­len habe ich grobe Äste, Zweige und wei­te­res Schnitt­ma­te­rial locker über­ein­an­der geschich­tet.

Die Hecke soll im Laufe der Zeit wei­ter­wach­sen. Neu anfal­len­des Mate­rial wird oben­auf geschich­tet und ersetzt das am Boden zer­setzte und kom­pos­tierte Mate­rial. Irgend­wann dient sie dann viel­leicht auch als Sicht­schutz und ver­deckt zumin­dest teil­weise den dahin­ter­lie­gen­den Park­platz.

Fazit

Der Früh­jahrs­schnitt zählt nicht gerade zu mei­nen Lieb­lings­tä­tig­kei­ten im Gar­ten. Es ist schon ein anstren­gende Aktion zu Beginn des Gar­ten­jahrs. Doch die Pflan­zen dan­ken es mit fri­schem Aus­trieb. Und als Rank­hilfe, Mulch oder Kom­post lässt sich das Schnitt­gut viel­sei­tig und nach­hal­tig wie­der­ver­wen­den.

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weitere Informationen

Ben­jes­he­cke, Tot­holz­he­cke
Wun­der­waffe Gar­ten­schere
Gehölz­schnitt in Wald und Gar­ten

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