Neuzugang in unserem Garten: schwarzer Holunder

von hk

In mei­nem Gar­ten hatte ich bis­her kei­nen geeig­ne­ten Ort, um einen Holun­der zu pflan­zen. Durch das Fäl­len einer alter Fichte im Früh­jahr ist jetzt ein Platz frei­ge­wor­den, der eine Neu­pflan­zung erfor­der­lich machte: ein idea­ler Stand­punkt für einen Holun­der. An die­ser Stelle kann er sich breit aus­deh­nen und bekommt genug Sonne ab. Wenn er dann erst mal grö­ßer ist, soll er als Schat­ten­spen­der für den Kom­post die­nen. Im natur­na­hen Gar­ten ist er eine sinn­volle Nah­rungs­quelle für Insek­ten. Und für unsere Küche bleibt auch noch was übrig.

Es ist der zwei­ter Ver­such einen Holun­der in unse­ren Gar­ten zu holen. Der erste Ver­such schei­terte vor Jah­ren. Inzwi­schen ist mir klar, woran das lag. Am Anfang muss man ihm doch wie bei jeder Neu­pflan­zung eine gewisse Pflege zukom­men las­sen. Ist er erst mal an sei­nem neuen Ort ange­kom­men, gilt er als sehr unkom­pli­ziert.

Ich habe ihn im Ver­sand­han­del bestellt, da er in den Gar­ten­bau­märk­ten vor Ort lei­der nir­gends zu fin­den war. Den Trans­port hat er eini­ger­ma­ßen gut über­lebt. Die Pflan­zung erfolgte wie gewohnt:

  • Pflanz­loch dop­pelt so groß wie der Wur­zel­bal­len aus­he­ben
  • Wur­zel­bal­len wäs­sern und auf­lo­ckern
  • Kom­post und Pfer­de­dung-Pel­lets in das Pflanz­loch geben
  • ein­pflan­zen, alles gut andrü­cken und noch mal wäs­sern.

Da er in der Nähe des Kom­pos­tes steht, wird er wohl genug Nähr­stoffe abbe­kom­men. Die Flä­che um den Strauch herum habe ich mit ange­trock­ne­tem Rasen­schnitt gemulcht. So bleibt der Boden län­ger feucht und wird zusätz­lich mit Nähr­stof­fen ange­rei­chert. In den ers­ten Wochen gab es an extrem hei­ßen Tagen immer mal wie­der eine Gieß­kanne Was­ser, was er mit einem raschen, frisch­grü­nen Aus­trieb belohnt hat.

Gerade die fri­schen Triebe waren bei den schwar­zen Blatt­läu­sen sehr beliebt. Da ich die Erfah­rung gemacht habe, dass die sonst so beliebte Sprit­zung mit Spi­ri­tus und Schmier­sei­fen-Lösung gerade den fri­schen Trie­ben scha­den kann, habe ich mich dar­auf beschränkt, die Läuse ein­fach abzu­strei­fen. Das macht auch nicht viel mehr Arbeit und ist scho­nen­der. Inzwi­schen hat sich das Pro­blem erle­digt. Die Mari­en­kä­fer sind ange­kom­men und die Amei­sen gucken in die Röhre.

Im Gar­ten mei­nes Vaters stand über Jahre hin­weg ein Holun­der, der immer wie­der eine statt­li­che Größe erreichte. Gele­gent­lich wurde er radi­kal zurück geschnit­ten, was ihn aber kaum beein­druckte.

Als Kin­der haben wir gerne mit den dabei übrig geblie­be­nen Stö­cken gespielt. Sie sind rela­tiv weich und mit wei­ßem Mark gefüllt und las­sen sich leicht mit einem Schnitz­mes­ser bear­bei­ten. Ich werde ihn erst mal wach­sen las­sen und im Ver­lauf wenn nötig durch einen mäßi­gen Nach­schnitt ver­jün­gen.

Der Holun­der (Sam­bu­cus) bil­det eine eigene Pflan­zen­gat­tung und gehört zur Fami­lie der Moschus­kraut­ge­wächse. inner­halb die­ser Fami­lie gibt es etwa 20 Arten , wovon drei in Mit­tel­eu­ropa hei­misch sind. Dazu zäh­len der schwarze, der rote Holun­der und der gif­tige Zwerg­ho­lun­der.

Der Holunder in Mythologie und Volksglauben

Inter­es­sant sind die vie­len Namen, die in unter­schied­li­chen Regio­nen ver­wen­det wer­den: in Bay­ern und Öster­reich „Hol­ler“, in Nordeutsch­land „Flie­der­beer­busch“, in der Schweiz „Hol­der“. Um den Holun­der ran­ken sich viele Mythen, die sowohl posi­tiv aber auch nega­tiv besetzt sein kön­nen.

Die Namen erin­nern an das Mär­chen „Frau Holle“ der Gebrü­der Grimm. Die Figur ist aller­dings viel älter und geht zurück auf ger­ma­ni­sche Gott­heits­vor­stel­lun­gen. Holla galt als die Göt­tin der Quel­len und Brun­nen, ein Thema, das auch in dem Grimm­schen Mär­chen anklingt. Sie wurde als Wet­ter­göt­tin ver­ehrt und konnte über Leben und Tod ent­schei­den. Der Holun­der­busch wurde dem­zu­folge als Sitz von wohl­mei­nen­den Haus­geis­tern, aber auch von Hexen und bösen Geis­tern ange­se­hen. Das Ent­fer­nen eines Holun­der­bu­sches war des­halb teil­weise unter Strafe gestellt und sollte gro­ßes Unheil her­auf­be­schwö­ren.

Genuss für die Insekten und für uns

Nicht nur für Insek­ten auch für die Ver­wer­tung in der Küche sind die Blü­ten gut geeig­net. Mein Holun­der hat in die­sem Jahr noch nicht geblüht. Des­halb habe ich unter­wegs bei einer Rad­tour Anfang Juni Blü­ten gesam­melt und zu Sirup ver­ar­bei­tet. Andere Ver­wer­tungs­mög­lich­kei­ten sind die Ver­ar­bei­tung zu Gelee. Auch in Aus­back­teig getränkt und kross geba­cken sol­len die Blü­ten eine Deli­ka­tesse sein. In Öster­reich hei­ßen sie dann Hol­ler­küch­lein und wer­den mit Puder­zu­cker und Apfel­mus ser­viert. Viel­leicht soll­ten wir das im nächs­ten Jahr, wenn unser Strauch genü­gend Blü­ten lie­fert, mal aus­pro­bie­ren!

Und im Herbst kann man dann die dunk­len Bee­ren ern­ten und wei­ter ver­ar­bei­ten. Aller­dings muss man mit der Ernte flott dabei sein, da die Früchte auch bei Vögeln sehr beliebt sind. Roh ver­zeh­ren kann man sie nicht. Sie ent­hal­ten den gif­ti­gen Stoff Sam­bu­nig­rin, der zu Übel­keit, Erbre­chen und Durch­fall füh­ren kann. Durch das Erhit­zen bei der Saft­zu­be­rei­tung wird das Gift ent­fernt.

Wir benut­zen den Sirup als erfri­schende Mix­zu­tat für Limo­na­den. Aber auch zum Aro­ma­ti­sie­ren von Bier oder Sekt kann man ihn ver­wen­den. Des­halb hier noch ein ein­fa­ches Rezept zum Aus­pro­bie­ren.

Holunderblütensirup

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Per­so­nen: - Vor­be­rei­tung: Koch­zeit:
Nut­ri­tion facts: 200 calo­ries 20 grams fat

Zutaten

10 — 15 Holun­der­blü­ten
1 kg Zucker
1 l Was­ser
Saft einer Limette
1 Limette in Schei­ben geschnit­ten

Zubereitung

Holun­der­blü­ten abwa­schen oder nur abschüt­teln, in eine gro­ßen Topf geben. Mit den übri­gen Zuta­ten auf­ko­chen und 12 — 24 h zie­hen las­sen. Den Sirup durch ein mit einem Tuch aus­ge­leg­ten Sieb absei­hen. Noch­mals auf­ko­chen und heiß in Fla­schen abfül­len.

gütselgarten.de

Weitere Infos im Internet

Holun­der pflan­zen und Bee­ren und Blü­ten ern­ten

Was Holun­der zur deut­schen Wun­der­frucht macht

Frau Holle: Ein Mär­chen der Brü­der Grimm

Bild­nach­weis: H.Kaiser, Anemone123 und Ralphs_Fotos auf pix­a­bay

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6 Kommentare

Wolfgang von Sulecki 7. Juli 2022 - 10:58

Geben Sie doch bitte die Adresse des Ver­sen­ders und viel­leicht die Kos­ten für den Holun­der bekannt. So könnte ich ein­mal nach­se­hen was von dort für unse­ren Gar­ten in Frage kommt. Danke.

antworten
Herbert Kaiser 7. Juli 2022 - 11:04

Sträu­cher kaufe ich online bei der Baum­schule Horst­mann und war bis­her mit der Qua­li­tät immer zufrie­den.
https://www.baumschule-horstmann.de
(Wer­bung ohne Gegen­leis­tung)

Viele Grüße
Her­bert Kai­ser

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Wolfgang von Sulecki 7. Juli 2022 - 11:35

Herz­li­chen DAnk!

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Susanna 28. Juni 2022 - 21:09

Hallo Her­bert,
mit dem Holun­der ver­binde ich Kind­heits­er­in­ne­run­gen. Meine Mut­ter kochte Holun­der­saft — er hieß bei uns “Flie­der­be­er­saft” — ein, den wir dann im Win­ter heiß tran­ken, wenn wir erkäl­tet waren. Er war sehr wohl­tu­end und wärmte durch und durch. In unse­rem Vor­gar­ten gibt es den Holun­der ‘Black Lace’ mit fast schwar­zem, fein geschnit­te­nem Laub, den ich sehr deko­ra­tiv finde.
Liebe Grüße
Susanna

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hk 7. Juli 2022 - 11:17

Hallo Susanna,
ist es nicht schön, dass unsere Eltern und Groß­el­tern in den Erin­ne­run­gen zur Gar­ten­ar­beit wei­ter­hin prä­sent sind? Je mehr ich mich mit mei­nem Gar­ten beschäf­tige, desto mehr Ein­zel­hei­ten von frü­her fal­len mir ein. Und dass, obwohl ich mich als Kind und Jugend­li­cher über­haupt nicht für Gar­ten­ar­beit inter­es­siert habe.

Viele Grüße
Her­bert

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Susanna 8. Juli 2022 - 14:54

Ja, das ist wirk­lich schön! Auch wenn es uns nicht inter­es­siert hat, blieb ja doch etwas hän­gen. Als Kind wollte ich meine Mut­ter ein­mal über­ra­schen: Hacke geholt, unter den Erb­sen alles fein sau­ber gemacht — Ärger bekom­men, weil dort Möh­ren gesät waren … Heute kann ich dar­über lachen!
LG
Susanna

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