Kopfweiden — eine alte Tradition

von hk

Kopf­wei­den sind mir seit mei­ner Kind­heit sehr ver­traut. Groß­ge­wor­den auf der Grenze zwi­schen Ruhr­ge­biet und Nie­der­rhein waren sie für mich ins­be­son­dere in der Land­schaft des Nie­der­rheins stän­dig prä­sent. Als feuch­tig­keits­lie­bende Pflan­zen fin­det man sie häu­fig an Bächen oder was­ser­füh­ren­den Grä­ben, wo sie oft in Rei­hen oder Alleen gepflanzt wer­den. Meist wer­den Sil­ber­wei­den (Salix alba) oder die Korb­wei­den (Salix vimi­na­lis) ver­wen­det. Die Tra­di­ton, Wei­den als Kopf­bäume zu kul­ti­vie­ren, ist Jahr­tau­sende alt,

Kopf­wei­den las­sen sich leicht her­an­zie­hen. Man steckt ein­fach eine zwei bis drei Meter lange Rute in die Erde und war­tet, bis sie Wur­zeln gebil­det hat. Sei­ten­triebe müs­sen regel­mä­ßig ent­fernt wer­den. Aus der Schnitt­stelle her­aus wach­sen dann zahl­rei­che Wei­den­ru­ten. Nach mehr­fa­chem Schnitt ent­steht die typi­sche Ver­di­ckung des Stam­mes, die zur Namens­ge­bung der Kopf­wei­den geführt hat.

Diese Form der Nut­zung hatte durch­aus wirt­schaft­li­che Gründe. Frü­her wur­den die Ruten für Flecht­ar­bei­ten und Zäune ver­wen­det. Auch im Haus­bau kamen sie zur Anwen­dung. Die Aus­fa­chun­gen von Fach­werks­bau­ten erhiel­ten ein mit Lehm ver­put­zen Wei­den­ge­flecht. Heute sind gefloch­tene Pro­dukte wie Körbe, Rank­git­ter, Gar­ten­mö­bel oder Deko­ar­ti­kel wie­der nach­ge­fragt.

Die geschnit­te­nen Ruten wer­den zunächst getrock­net und dann geschält. Durch Wäs­sern vor dem Flecht­vor­gang erhal­ten sie ihre Fle­xi­bi­li­tät zurück und las­sen sich dann gut ver­ar­bei­ten.

Im Ver­gleich zu Wei­den in Strauch­form spart der Anbau in Form von Kopf­bäu­men viel Platz. Außer­dem kann man so eine Schä­di­gung der fri­schen Wei­den­ru­ten durch Tiere ver­mei­den. Die rela­tiv nied­rige Stamm­höhe ermög­lichte ein leich­tes Ern­ten der Ruten.

Ein­mal begon­nen muss man den Kopf­schnitt alle paar Jahre wie­der­ho­len. Unter­lässt man dies, kön­nen die Bäume, die ein sehr wei­ches Holz haben, unter der Last der Krone aus­ein­an­der bre­chen. An man­chen Kopf­wei­den-Alleen, die nicht gut gepflegt sind, kann man dies beob­ach­ten.

Durch Pilze kön­nen sich in dem wei­chen Mate­rial Höh­len bil­den. Damit erfül­len Kopf­wei­den eine wich­tige öko­lo­gi­sche Funk­tion, indem sie vie­len Insek­ten, Vögeln und ande­ren klei­nen Tie­ren wie zum Bei­spiel Fle­der­mäu­sen oder Eulen Unter­schlupf bie­ten. Aber auch andere Pflan­zen kön­nen sich dort ansie­deln. Auch sol­che aus­ge­höhl­ten Stämme trei­ben immer wie­der aus und blei­ben lange vital.

Weitere Infos im Internet

Bro­schüre des NABU Lat­zen

Kopf­wei­den im Bota­ni­schen Gar­ten Güters­loh

Kopf­wei­den am Nie­der­rhein

Das Holz der Wei­den — LWF

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